Physiotherapie Kinder

Vojta-Therapie (Reflexlokomotion)

Der Grundgedanke der von Dr. Vaclav Vojta Therapie beruht auf folgenden Annahmen:

  • jede Art von Bewegung oder Haltung ist fest im Gehirn (Zentralnervensystem) einprogrammiert
  • die "ideale Motorik" mit allen feinen Bewegungen und Gleichgewichtsreaktionen soll wieder hergestellt werden
  • die Reflexfortbewegung ist während des ganzen Lebens (von Geburt bis ins hohe Alter) abruf- und anwendbar
  • die Reflexfortbewegung ist bei jeder Störung von Haltung und Bewegung einzusetzen; je früher die Behandlung beginnt, desto effektiver kann die Bewegungsstörung behandelt werden
  • bei Scoliosen und allen anderen orthopädischen Fehlhaltungen bewirkt die Vojta-Therapie eine verbesserte Haltung

 

Was ist Reflexlokomotion und was bewirkt sie
Der Reflexlokomotion liegen "globale Muster" zugrunde, die von Vojta 1954 entdeckt wurden. Die Bezeichnung globales Muster bezieht sich auf motorische Reaktionen, die unter Anwendung der Reflexfortbewegung erscheinen. Hier wird die gesamte Skelettmuskulatur des Körpers in einer bestimmten Koordination aktiviert und das Zentralnervensystem in allen seinen Schaltungsebenen angesprochen.


Neben der Skelettmuskulatur wird auch die mimische Muskulatur, die Augenbewegung, der Schluckvorgang, die Blasen-Mastdarm-Funktion und die Atmung aktiviert. Diese gesetzmäßig ablaufenden motorischen Reaktionen werden durch bestimmte Reize in bestimmten Körperlagen (Rücken-, Seiten-, Bauchlage) ausgelöst und sind jederzeit reproduzierbar. Sie enthalten motorische Bestandteile der menschlichen Bewegungsabläufe wie Greifen, Umdrehen, Robben, Krabbeln und Gehen.

 

Die globalen Muster stellen die Grundlage der motorischen Rehabilitation von Säuglingen, Kleinkindern, Jugendlichen und Erwachsenen dar.

 

Ziel der therapeutischen Anwendung der Reflexlokomotion ist es, die automatische Steuerung der Körperhaltung, die Stützfunktion der Extremitäten und die dafür erforderlichen koordinierten Muskelaktivitäten zu bahnen. Diese Fähigkeiten sind bei jeder zentralen und peripheren Schädigung des Nervensystems oder Bewegungsapparates mehr oder weniger gestört.

Die sich daraus entwickelnden pathologischen Ersatzmuster können mittels der Reflexlokomotion umgestaltet und damit in ihrer Ausprägung reduziert oder sogar verhindert werden.


Bobath-Therapie

Bobath Kinder
Bobath Kinder

Innerhalb der normalen Entwicklung des Kindes werden durch Neugierde, Ausprobieren, Nachahmen und Wiederholen angeborener Bewegungsabläufe motorische Verhaltensweisen angepasst, erweitert und vertieft. Wenn dieser natürliche Lernvorgang beeinträchtigt ist, kann die Bobath-Therapie dem Kind neue Bewegungserfahrungen anbieten, wodurch es neue motorische Verhaltensabläufe erlernt.

Es ist Ziel der Behandlung, die krankhafte oder fehlende Bewegung durch normale Abläufe zu ersetzen.

 

Besonders erfolgreich eingesetzt wird diese Behandlung bei

  • Kindern mit verzögerter motorischer Entwicklung
  • Bei Hirnschädigungen und Störungen der Bewegungsabläufe
  • Auffälligkeiten des Verhaltens wie Bewegungsarmut, Apathie
  • Vermehrte Erregbarkeit, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Ess- u. Trinkstörungen
  • Geringe Variabilität und Stereotypie der Bewegungsabläufe
  • Kostante Asymmetrien, symmetrische Fehlhaltungen
  • Wiederkehrende Überstreckung von Rumpf und Nacken
  • Auffälliger Kommunikations- und Interaktionsverhalten mit Bezugspersonen
  • Hinweise auf gestörte auditive, visuelle, taktile Wahrnehmung


Kinder mit Hirnschädigungen, die zu einer Bewegungsstörung geführt haben (Spastiker, Athetotiker), werden durch die Therapie dazu gebracht, "normale" Bewegungsabläufe zu erlernen.


Dazu werden geschädigte oder gestörte Gehirnbereiche nicht ersetzt oder geheilt, sondern es werden nicht benutzte Gehirnbereiche durch gezielte Reize stimuliert und damit aktiviert.

Wichtig ist insbesondere das regelmäßige Üben. Deshalb müssen auch die Eltern angeleitet werden, mit den Kindern Übungen selbständig und mehrfach täglich durchzuführen.


Sensorische Integration

Die Sensorische Integration ist Bestandteil der normalen menschlichen Entwicklung. Die Verbindung und Verarbeitung aller Sinnesreize ist die Grundlage unseren Handelns, Sprechens und Lernens.

 

Alle über die Sinne aufgenommenen Informationen werden "integriert", d.h., sie werden im Nervensystem und Gehirn weitergeleitet, verarbeitet und gedeutet, sodass sie in sinnvolle und situationsangemessene Handlungen umgesetzt werden können.

 

Sensorische Integration beginnt bereits während der Schwangerschaft und entwickelt sich im frühen Kindesalter besonders rasch. Das ist von großer Bedeutung, da in dieser Zeit die Grundstrukturen für alle weiteren Vernetzungen der Sinnessysteme gelegt werden. Eine Therapie ist deshalb besonders wirkungsvoll, wenn sie früh begonnen wird.

 

Sensorische Integration
Sensorische Integration

Übergeordnetes Ziel ist immer größtmögliche Handlungskompetenz und im Zusammenhang damit die größtmögliche Selbständigkeit des Kindes.

 

Dazu gehört z. B.

  • Verbesserung der Bewegungsabläufe,
    der Tonusregulation und der Koordination
  • Umsetzung und Integration von Sinneswahrnehmungen/sensorische Integration
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung und des Körperschemas
  • Entwicklung und Verbesserung von kognitiven Fähigkeiten
    wie Konzentration und Ausdauer
  • Entwicklung und Verbesserung von sozioemotionalen Kompetenzen,
    u. a. in den Bereichen der emotionalen Steuerung
  • Affekte, Motivation oder Kommunikation
  • Integration des Kindes in Familie und Umwelt

Anwendungsbereich der Sensorischen Integration

  • Entwicklungsverzögerung
  • Entwicklungsdiskrepanzen
  • Schlaf- und Anpassungsstörungen
  • Auffälligkeiten bei der Nahrungsaufnahme
  • Verweigerung bestimmter Nahrung
  • Essprobleme
  • Sprachprobleme
  • ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) mit Hyperaktivität
  • Lernprobleme
  • Aggressivität und Regression
  • Psychosomatische Probleme

siehe auch Ergotherapie



Cranio-Sacrale Osteopathie

In der Cranio-Sakralen Osteopathie orientieren sich Diagnose und Therapie am cranio-sacralen Rhythmus, der wie der Atemrhythmus ein eigenständiger Körperrythmus mit einer Frequenz von 8 - 10 / Minute ist.

Das Cranio-Sacrale System (Cranium = Schädel und Sacrum = Wirbelsäule) füllt und leert sich rhythmisch mit der so genannten cerebrospinalen Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt und schützt. Der Therapeut kann diesen Rhythmus am ganzen Körper ertasten und so Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit des Systems feststellen.

 

Cranio-Sacrale Therapie
Cranio-Sacrale Therapie

Das Cranio-Sacrale-System umfasst:

  • Schädelknochen
  • Hirn- und Rückenmarkshäute
  • Kreuzbein
  • Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit
  • Gehirn
  • Die Organe

Diese Strukturen haben eine enge Verbindung zum Nerven- und Hormonsystem, Muskelskelett, Gefäß- und Organsystem.

Es handelt sich um eine ganzheitliche Methode, die mit sanften Berührungen durch den Therapeuten Blockaden und Funktionsstörungen des Körpers und der Seele lösen und korrigieren kann. Eine Störung in diesem Rhythmus kann zu Funktionsstörungen der Wahrnehmung, der Motorik oder des Gehirns führen.

Die Behandlung aktiviert und unterstützt die körpereigenen Selbstheilungskräfte, spürt Blockaden und Beschwerden auf und beseitigt sie nachhaltig.

 

Die Cranio-Sacrale Osteopathie findet bei Kindern bei folgenden Krankheitsbildern Anwendung:

  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Nacken- und Rückenbeschwerden
  • Folgen von Unfällen
  • Muskelverspannungen
  • Schlafstörungen
  • Kiefer-Zahnschmerzen
  • Verdauungsprobleme
  • Entwicklungsstörungen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen
  • ADS (Aufmerksamkeitsstörung)
  • Kiss-Syndrom
  • Scoliose
  • Lernprobleme
  • Stress und Prüfungsangst


Wirbelsäulentherapie nach Dorn

Die Therapie ist eine einfache, sanfte, aber wirkungsvolle Methode zur Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen.

 

Häufig führt eine Verschiebung der Wirbel zu einer Störung der aus dem Rückenmark austretenden Nerven. Dieses bedingt Schmerzen und Funktionsstörungen von Organen und Körperteilen.

Mit wenigen Behandlungen können Fehlstellungen von Wirbeln und Gelenken unter Einbeziehung des Patienten korrigiert werden. Es werden Griffe erlernt, mit denen Blockaden im Wirbelbereich gelöst werden. Eine Folge ist auch, dass Gifte und Ablagerungen abtransportiert werden.


Therapie nach Lehnert-Schroth

Entwickelt wurde die Therapie durch Käthe Schroth-Meißen. Angewendet wird die Therapie bei Scoliose-Erkrankungen. Es handelt sich dabei um eine dreidimensionale Verwringung der Wirbelsäule, das bedeutet eine Verschiebung der Wirbelkörper zur Seite, in der Höhe und in der Drehachse.

 

Als Folge der Entwicklungsstörung im Kinder- und Jugendalter können im Erwachsenenalter Wirbelblockierungen, Bandscheibenschäden, Rückenschmerzen, sowie Organschäden auftreten.

 

Die Therapie beinhaltet Körperwahrnehmungsübungen, mit deren Hilfe der Patient ein Bewusstein für seine Verkrümmung erlernen soll. Durch gezielte Drehwinkelatmung und Muskelaktivitäten mit Kräftigung und Detonisierung einzelner Muskelzüge wird eine korrigierte Haltung erlernt, welche dazu führt, dass der Patient aus der Verkrümmung herausgebracht wird.

 

Der Patient lernt Übungen, die er im Alltag ausführen kann. Es handelt sich um eine konservative dreidimensionale Korrrekturbehandlung der Scoliose, die bei Jugendlichen mit gleichzeitiger Korsettversorgung eine sinnvolle Alternativtherapie zu einer Operation darstellen könnte.